Bildbericht in Verbandsmagazin

 
In der Februar-Ausgabe des Monatsmagazins des VBA (Verband der Bergungs- und Abschleppunternehmen e.V.) - "b+a bergen + abschleppen 02.2020" - wird über unsere Bergungsaktion auf der Autobahn 3 in Höhe Königswinter-Ittenbach im Dezember 2019 berichtet :
 

In die Lärmschutzwand geschleudert

VBA-Mitgliebsbetrieb N. Müller aus Neunkirchen-Seelscheid im Einsatz
 

 
Noch ungeklärt ist die konkrete Ursache für den Unfall, der sich am 12. Dezember 2019 auf der Autobahn 3 in Höhe von Königswinter ereignete. Hier war in den Abendstunden ein Sattelzug außer Kontrolle geraten und gegen die rechte Leitplanke gestoßen. Er prallte ab und gelangte zurück auf die Fahrbahn, wo er einen Gliederzug auf der mittleren Fahrspur traf. Dieser kam ins Schlingern, kippte schließlich um und blieb mehrere hundert Meter entfernt liegen. Der Sattelzug selbst kam erneut von der Fahrbahn ab, durchbrach die Leitplanke und mehrere Elemente einer hölzernen Lärmschutzwand.
 

 
Durch den Aufprall auf einen Pfeiler der Lärmschutzwand war die Fahrerkabine des Sattelzuges schwer verformt worden. Der noch angekuppelte Auflieger war in Schräglage quer zur Fahrtrichtung zum Stillstand gekommen. Seine aus gemischtem Stückgut bestehende Ladung war verrutscht, hatte die seitlichen Rungen und Latten durchbrochen und sich zum Teil beidseits des Aufliegers auf der Fahrbahn verteilt.
 

 
Aufgrund der Blockade und des Anrückens der alarmierten Einsatzkräfte aus zwei Richtungen mussten zunächst beide Richtungsfahrbahnen der A 3 gesperrt werden. Auch der Verkehr auf der benachbarten ICE-Strecke wurde kurzzeitig eingestellt, bis überprüft war, ob Trümmerteile auf die Gleise geraten waren. Feuerwehr und Rettungsdienst kümmerten sich um die beiden Fahrer, die glücklicherweise keine schwerwiegenden Verletzungen davongetragen hatten.
 

 
Noch während der polizeilichen Unfallaufnahme rückte der mit der Bergung betraute VBA-Mitgliedsbetrieb N. Müller GmbH zur Einsatzstelle aus. Anhand übermittelter Fotos konnten direkt alle benötigten Einsatzmittel ausgewählt und zum Unfallort geführt werden. Während eine Gruppe mitten in der Nacht mit dem notwendigen Ausräumen des Sattelzugs begann, wurde parallel die Bergung des Gliederzugs vorbereitet. Die Deichsel, deren Drehschemel vom Drehkranz des Anhängers abgerissen war, war noch an dem auf der Seite liegenden Zugfahrzeug angekuppelt. Die unter Spannung stehende Verbindung musste gelöst werden.
 

 
Weil die Kofferaufbauten von LKW und Anhänger nach Aufprall und Rutschphase über die Autobahn noch intakt waren und die aus Paketen bestehende Ladung des Gliederzugs dies zuließ, verzichtete man auf ein Ausladen des Stückguts. Mit Hilfe des 50-Tonnen-Mobilkrans wurde zunächst der Anhänger angehoben und zum Aufrichten vorbereitet. Da das Fehlen der Vorderachse beim Aufstellen zusätzliche Schäden an der Fahrbahndecke verursacht hätte, wurden Vorbereitungen zu deren Schutz getroffen. So wurde der Anhänger auf eigens ausgelegte LKW-Reifen gekippt. Im Anschluss konnte er problemlos auf einen Tiefbett-Tieflader gehoben und verzurrt werden.
 

 
Für die Aufrichtung des Zugfahrzeugs wurde der 4-Achs-AWU (Abschleppwagen mit Unterfahrlift) in Stellung gebracht. Nach dem Ausbau der Kardanwelle konnte der verunfallte Dreiachser wieder auf die Räder gestellt werden. Nachdem er für den Abtransport mit dem AWU vorbereitet worden war, konnte er ebenso wie der Anhänger frühzeitig von der Unfallstelle zum Firmenstandort verbracht werden.
 

 
Die Arbeiten zum Ausräumen der Ladung des Sattelzugs waren zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten. Es handelte sich um gemischtes Stückgut, bestehend aus Parfüm, Zulieferteilen für die Automobilindustrie, Schaltanlagen-Technik und Spezialfolien. Einzelne noch intakte Paletten sowie schwergewichtige Folienrollen konnten mit dem Ladekran des LFBK (LKW für Fahrzeugbeförderung, mit Kran) geborgen werden. Der überwiegende Teil der Ladung musste jedoch von Hand aus dem Auflieger und von der Fahrbahn geräumt werden.
 

 
Eine Vielzahl von Kartons war aufgeplatzt, ihr Inhalt, Abertausende von metallenen Schlauchschellen diverser Größen, hatte sich weiträumig auf der Fahrbahn verteilt. Mit großem Zeitaufwand mussten diese wie auch die Latten und Splitter von geborstenen Paletten zusammengekehrt und aufgenommen werden. Insgesamt wurden fünf Abrollcontainer benötigt, um die Ladung aufzunehmen. Sie wurden im Pendelverkehr zwischen Unfallstelle und Betrieb transportiert.
 

 
Bevor man mit der Bergung des Sattelzugs fortfahren konnte, mussten noch verbliebene und als Hindernis aufragende Träger der Leitschiene umgelegt werden. Im Anschluss wurde der 4-Achs-AWU (Abschleppwagen mit Unterfahrlift) am Heck des Aufliegers platziert. Zeitgleich sorgte der an der Hinterachse der Zugmaschine angeschlagene 3-Achs-AWU für seitliche Zugkraft. So konnte der verwinkelt und in sich verwunden zum Stillstand gekommene Sattelzug beim Herausziehen aus der Lärmschutzwand wieder in eine Linie gebracht werden. Anschließend wurden Zugmaschine und Auflieger getrennt und zum separaten Abtransport vorbereitet.
 

 
Zwischenzeitlich war auch die abgerissene Deichsel des Gliederzug-Anhängers auf das LFBK (LKW für Fahrzeugbeförderung, mit Kran) verladen und dort verzurrt worden, so dass sich ein geschlossener Konvoi von Bergefahrzeugen auf den Heimweg machen konnte. Die Sperrung der vielbefahrenen Autobahn musste noch aufrechterhalten werden, damit die Autobahnmeisterei die Fahrbahn reinigen und die zerstörte Lärmschutzwand demontieren konnte.
 

 
Eingesetzte Fahrzeuge :

  • AWU (Abschleppwagen Unterfahrlift)  4-Achser Scania R 730 V8 mit Agefa-Aufbau
  • AWU (Abschleppwagen Unterfahrlift)  3-Achser Mercedes-Benz Actros 1861 V8 Jidge Lohr-Aufbau

  • MK 500 (Mobilkran 50 Tonnen)  Demag AC 50
  • LFBK 270 (LKW für Fahrzeugbeförderung, mit Kran, 27-Tonner)  Mercedes-Benz Actros 2745L mit Eurotechnik-Plateau 10 Tonnen und Palfinger-Ladekran PK 24001-K
  • SZM (Sattelzugmaschine)  Scania R440 3-Achser
  • Tieflader  Doll panther, teleskopierbar
  • Abrollcontainerfahrzeug  Mercedes-Benz Actros 2546
  • Werkstattwagen  Mercedes-Benz Sprinter